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IdeologiekritikFragment von Hans-Jürgen-Krahlnach der Handschrift (im Verlag Neue Kritik) Editorische Vorbemerkung der Redaktion: Der Hintergrund dieser Arbeit ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unbekannt. Transkription Ideologiekritik Ideologiekritik übersetzt die theologisch dimensionierte Philosophie auf ihrem Gipfel im deutschen Idealismus in die ökonomiekritisch zentrierte Gesellschaftstheorie Marxens, ein theoretischer Prozess des Funktionswandels metaphysischer in geschichtsphilosophischer Reflexion. Die historische Funktion der Ideologiekritik ist die innerhistorische Aufhebung der Transzendenz, aus der das Programm der revolutionären Verwirklichung, das der tradierten Philosophie inhärenten utopischen Gehalts, die gewaltsame Kulturrevolution der irdischen Basis folgert. Der historisch systematische Gang der zunächst theoretischen Selbstaufhebung der metaphysischen Philosophie in die philosophische Gesellschaftstheorie hebt an mit der Religionskritik (Strauß), dem Ausweis Gottes als des universellen Gattungswesens des Menschen, welche also die Theologie in Anthropologie (Feuerbach) überführt; doch diese nimmt einen abstrakten, dem Menschen und seinem sinnlichen Wesen schlechthin verpflichteten Standpunkt [ein]; der Materialismus wird noch philosophisch-idealistisch retardiert. Erst indem die punktuelle Lehre vom Menschen schlechthin sich auslegt in die mannigfaltigen Beziehungen der Menschen untereinander konkretisiert sie sich: Die ökonomiekritisch zentrierte Gesellschaftstheorie Marxens ist die entfaltete Anthropologie Feuerbachs. Ideologie ist die apologetische Theorie der unvernünftigen Organisation von Gesellschaft und Kultur; etwa die ökonomische Ideologie des klassischen, nach ideologischen Prinzipien des Liberalismus sich organisierenden, notwendig liquidierenden spätkapitalistischen interventionistischen Staates: Apologie der irrationalen Organisation der Produktionsverhältnisse in der sozialen Marktwirtschaft! Quelle: Mappe 15 b (Ästhetik), Seite 1, Verlag Neue Kritik, Frankfurt a.M.
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